четверг, 22 июня 2017 г.

Broselmaschine - Indian Camel

Bitrate: 320K/s
Year: 2017
Time: 41:29
Size: 96,0 MB
Label: M.i.G.-Music/Indigo
Styles: Progressive Rock/Prog Folk
Art: Front

Tracks Listing:
 1. I Was Angry -  4:24
 2. Fall Into The Sky -  5:41
 3. Peace Of Heaven -  5:39
 4. Don't Cross My Way -  4:04
 5. Indian Camel - 12:05
 6. Stacey -  3:30
 7. Children Of The Revolution -  2:43
 8. Daydreaming -  3:20

Nach 32 Jahren wirft die krautrockige BRÖSELMASCHINE urplötzlich wieder ihren Musik-Motor an und tuckert nicht etwa behäbig und altersweise durch die Musiklandschaft, sondern kommt auf einem riesigen Wüstenschiff, dem „Indian Camel“, angeritten, das sich als kunterbunte Wüsten-Oase aus indischen Klängen, Folk und Jazz präsentiert und mit LIZ BLUE zugleich eine Sängerin zwischen den Höckern sitzen hat, die mit ihrer souligen Stimme der instrumentalen Schönheit des Albums zugleich noch das vokale Sahnehäubchen aufsetzt. Aber auch ihr ehemaliges Bandmitglied der 79er-Formation, das heute zu einem der umtriebigsten deutschen Musiker und Jazz-Clowns (ausschließlich im positiven Sinne gemeint) zählt, HELGE SCHNEIDER, ist bei „Fall Into The Sky“ wieder mit dabei, aber nicht als Sänger und Organist wie damals, sondern als Saxofonist!
Vielleicht sollte im Vorfeld noch kurz etwas zu der Band gesagt werden, die sich bei ihrer Gründung im Jahr 1968 nach einer Haschisch-Zerkleinerungsmaschine benannte, welche die gewünschten Krümel in den drehbereiten Joint bröseln ließ, und deren gleichnamiges Debüt 1971 erschien, bis sie 1985 recht sang- und klanglos von der musikalischen Bildfläche verschwanden.
Ein Zufall weckte ihre berauschenden Lebenssäfte wieder. Dieser Zufall hieß Rockpalast und kam in Form eines Anrufs anfang des neuen Jahrtausends, mit der Absicht, ein „Krautrock Special“ zu produzieren. Das war Öl genug auf die Kolben der BRÖSELMASCHINE, um wieder durchzustarten, wozu der Gitarrist und Sitar-Spieler PETER BURSCH begeistert feststellt: „Rockpalast wollte, dass wir unsere Musik der 70er wieder aufleben lassen. Ich habe dann die alten Bandmitglieder zusammengetrommelt. Die Magie war sofort wieder da!“
Nun also liegt anno 2017 das erste Studio-Alben als Ergebnis dieser Reunion vor und es ist ein großartiges, musikalisches Zeitzeugnis geworden, welches ihre Einflüsse der Siebziger mit indischer Weltmusik, zartem Jazz und progressiven Kompositionen vereint, dass es eine wahre Freude ist, auch ohne jegliche Joints diesem hochwertigen Musikstoff zu verfallen.
Im Zentrum steht dabei tatsächlich das gut 12minutige Instrumental, welches dem Album seinen Titel verlieh und eine wahre weltmusikalische Klangreise, beginnend mit einer akustischen Gitarre und endend in einem regelrechten Weltmusik-Inferno ist, das sich mit psychedelischer Raffinesse nach und nach zu einem riesigen Ethno-Trip entwickelt. Bewusst hatten sich die Musiker gerade für diesen Song als Albumtitel entschieden, da er sehr viele Klangfarben aufweist, Sitar und Tablas ertönen, die Gitarre sogar ein wenig RAVELs „Bolero“ zitiert, während sich ein paar Club-Sounds wie in einer Disco auf Ibiza einschleichen: „‘Indian Camel‘ ist unser wichtigstes Stück der Platte, wir haben es im Studio nur einmal gespielt. Ich hatte diese Sitar-Melodie und den Rhythmus im Kopf, die habe ich den anderen Mitgliedern vorgespielt. Sie stiegen ein, die Bandmaschine lief und nach 12 Minuten war das Stück zu Ende. Das war der Hammer. Wir hatten alle Gänsehaut!“
Mit „Children Of The Revolution“ gibt es den T.REX-Klassiker außerdem als eine Coverversion geboten, die deutlich vom Original abweicht, noch rockiger geworden ist und sich durch ein fettes E-Gitarren-Solo hervortut. Auch die Geschichte dahinter ist sehr interessant, denn diese Coverversion entstand auf Bitte des Eclipsed-Magazins hin, wie sich PETER BURSCH erinnert: „Im Proberaum haben wir dann herumgedudelt und plötzlich waren wir bei ‚Children Of The Revolution‘. Darauf habe ich noch eine Sitar hinzugefügt, damit das den typischen BRÖSELMASCHINE-Touch bekommt. In den 70ern hatten wir mal einen Auftritt mit T.REX in München. Deren Sänger MARC BOLAN stürmte auf die Bühne und wollte bei uns mitspielen. Er war allerdings ziemlich stoned, ein paar Roadies haben ihn dann beiseite geschoben...“
Zuvor aber startet das „Indian Camel“ mit „I Was Angry“ ähnlich druckvoll wie die Revolutionskinder durch, mit Soul- und Blues-Rhythmen, aber auch einer Kombination aus Bass-, Schalgzeug- und Orgel-Solo. Eine ideale Einstimmung auf das Album, welches leider mit gut 40 Minuten Spielzeit – die wohl dem LP-Format (in farbigem Vinyl) geschuldet ist – ziemlich kurz geraten ist. Schade, dass bei der CD-Variante, die in einem sehr schönen dreifaltigen Digipak mit 16seitigem Booklet daherkommt, nicht auf einen Bonus zurückgegriffen wurde, wie beispielsweise ein paar Aufnahmen vom Burg-Herzberg-Festival.
Mit einem wunderschönen akustischen Gitarrenstück, das genauso klingt, wie es einem der Titel „Daydreaming“ verheißt, verabschieden sich BRÖSELMASCHINE aus ihrem Album, das genauso überraschend wie es erschien mindestens genauso überraschend gut ist. Ein echtes Musik-Highlight des Jahres 2017, welches den puren Freigeist der Musiker sofort auf den sich vom Radio-Mainstrem befreiten, freigeistigen und offenohrigen Zuhörer überträgt.
FAZIT: BRÖSELMASCHINE sind auf einem „Indian Camel“ zurück – und beim Hören des Albums wird einem sofort bewusst, wie sehr doch gerade dieser außergewöhnliche, weltmusikalische Krautrock auf unserer aktuellen Musik-Landkarte fehlte. Ein echtes Hörerlebnis, gerade auch wegen des ausgiebigen Einsatzes einer Sitar.

Indian Camel

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